Verbändeberater Dr. Johannes R. Gerstner über das GEG, die Folgen daraus und Wege in die Zukunft

Dr. Johannes R. Gerstner, 43, ist Experte für Energiepolitik und berät einige Branchenverbände bei der politischen Arbeit, darunter die Hersteller von Feuerstätten bei der Europäischen Feuerstätten Arbeitsgemeinschaft EFA, die Hersteller von Technischen Emissionsminderungsanlagen bei der Clean Exhaust Assosciation CEA und das Handwerk der Abgasanlagenbauer beim Fachverband Schornsteintechnik. Er unterstützt koordinierend das politische Projekt #ofenzukunft, das im Gesamtverband Ofenbau GVOB angesiedelt ist. Für die Branche arangiert und moderiert er zahlreiche politische Gespräche, darunter zuletzt einen Austausch mit dem Chefverhandler der FDP beim Gebäudeenergiegesetz, Daniel Föst.

Herr Dr. Gerstner, Das Gebäudenergiegesetz, kurz GEG, beschäftigt die Branche und damit sie seit einigen Monaten. Am 8. September ist es nun verabschiedet worden. Was bedeutet es für die Branche?

Gerstner: Auch wenn der Medienrummel groß war und abwechselnd Tod beziehungsweise Wiederauferstehung des Scheitholzes erklärt wurden – der Ofen für Scheitholz war durch das Gesetz nie in Gefahr. Im Gegenteil. Erst jetzt sind unsere Produkte anrechenbar als nachhaltige Energien. Eine Forderung, die etwa die EFA bereits seit über einem Jahr immer wieder in die Politik getragen hat. Das GEG ist zumindest für unsere Produkte ein positives Signal.

Warum wurde dann gerade über Holz so kontrovers im Rahmen der Berichterstattung diskutiert?

Gerstner: Man unterscheidet zwischen Primär- und Sekundärenergie. Im GEG geht es um Heizungen, also Primärenergie. Einzelraumfeuerungen fallen da in der Regel nicht drunter. Die Diskussion um Biomasse betraf vor allem Pelletheizkessel. Und hier war immer wieder festzustellen, dass Holzöfen und Biomassekessel in einen Topf geworfen wurden. Allerdings haben Teile der Biomassekesselbranche zur Verschärfung beigetragen. Um politische Erfolge zu erzielen, stellten sie regelmäßig Kamin- und Kachelöfen in Öffentlichkeit und Politik als gesundheitsschädlich dar. Ich denke, dass wir nur als geeinte Branche und mit konstruktiven Argumenten Holz als Energieträger sichern können – und eben nicht durch gegenseitige Beschuldigungen.

Der Holzofen ist also erstmal in Sicherheit?

Gerstner: Was die aktuell verabschiedete Version des GEG betrifft: Ja. Wir sollten jedoch das große Ganze betrachten. Und da fängt die große Abwehrschlacht erst an. Die Richtlinie zur Bundesförderung für effiziente Gebäude, BEG, wird gerade heiß diskutiert. Und natürlich auch bereits die Neufassung der BImschV, der Bundesimmissionsschutzverordnung. Über allem steht die Luftreinhalterichtlinie der EU, die alle Mitgliedsstaaten vor große Herausforderungen stellen wird.

Wie sollte sich unsere Branche hier verhalten?

Gerstner: Ich rate der Branche, einen konstruktiven Weg einzuschlagen. Es werden niedrigere Grenzwerte kommen und diese werden Auswirkungen auf unsere Produkte haben. Nur wenn wir Lösungen anbieten, werden wir überleben. Ansonsten gehen wir den Weg, den der Verbrennermotor in Europa gegangen ist. Wir sollten aktiv die Diskussion um Luftreinhaltewerte mitgestalten und deutlich machen, was geht. Aber nicht nach dem Prinzip des orientalischen Basars. Die Lösungen sind da, wir müssen sie nutzen. Das sind Steuerungen, Katalysatoren, Abscheider, zielführende Nutzerschulungen und energieeffiziente Geräte.

Wie können wir als Branche diese Herausforderung meistern?

Gerstner: Ich merke immer wieder aus meinen vielen Gesprächen in der Branche, dass bei weitem nicht alle austreichend über die aktuelle politische Lage informiert sind. Das müssen wir ändern. In Verbänden gibt es regelmäßige Informationsveranstaltungen, diese müssen genutzt werden. Die Mitgliedschaft in einem Verband ist heute wichtiger denn je. Und es gibt dort auch Angebote für Zukunftsdialoge. Hersteller, Zulieferer, Handwerk und Handel müssen dort gemeinsam überlegen, wie sie die Lösungen in den Markt bringen können. Dann ist es Aufgabe der Verbände, diese positiven Signale in die Branche zu senden. Im Prinzip müssen wir das erledigen, was die aktuelle Politik nicht schafft: Wir müssen von Verhinderern zu Ermöglichern werden.

Vielen Dank für das Gespräch.